Mittwoch, 10. März 2010

Scheiß Drauf (Teil 7)

Kapitel 10

In dem Jahr, in dem ich zum Albrecht-Thaer-Gymnasium wechselte, lernte ich auch unabhängig davon meinen nunmehr langjährigen Freund Sven kennen. Das war 1986.
Meine Eltern waren auf eine Party eingeladen, zu der doch auch gerne die Kinder mitgebracht werden durften. Hurra! Eine Party mit Mama und Papa. Das hieß im Klartext: benehmen, wenig Alkohol und dafür eine große Portion Langeweile.
Die Party war auch einigermaßen langweilig, bis ich anfing, den DJ zu mobben um irgendwann selbst das Ruder zu übernehmen. Punk ahoi! Naja, ich bin’s sachte angegangen. Nichtsdestotrotz war der Tanzflur irgendwann unser und dann lernte ich dort Patrick kennen. Zu Patrick müsst ihr nur soviel wissen: Seine Eltern hatten ziemlich Patte und er wohnte in einer Art Schnösel-WG in Winterhude. Ich freundete mich einigermaßen mit ihm an und ging dort in der WG ein und aus, so dass ich bald einen Schlüssel samt Hoheitsgewalt über die Küche inklusive Kühlschrank bekam. In aller Regelmäßigkeit soff ich der WG den Kühlschrank leer und legte einen Zwanziger hinein. Die sollten ja wenigstens nicht sagen, ich würde auf deren Deckel trinken. Bei einer dieser Gelegenheiten, ich wollte mich gerade über den Kühlschrank hermachen, erkannte ich, dass es noch einen ähnlich niederträchtigen Schnorrer wie mich gab. Und das war eben Sven.
Sven saß schon einigermaßen breit in der Küche. Er kannte einen anderen WG-Bewohner und hatte wiederum von ihm einen Schlüssel bekommen. Also, ich kann nur sagen: merkwürdige WG! Vielleicht haben sie ja sogar Sven die vielen Male, bei denen sie in den leeren Kühlschrank sahen, unterstellt... Oder mir? Ich glaube, wir beide nahmen uns nicht viel. Wie dem auch sei, ich setzte mich zu Sven und wir tranken gemeinsam den Kühlschrank leer und jeder legte einen Zehner rein.
In der WG war anscheinend auch nie jemand zu Hause. Vielleicht lag das auch daran, dass wir uns meist tagsüber den Kühlschrank vorknöpften, wenn normale Menschen ihrem Tagwerk nachgingen. Patrick sah ich nur gelegentlich und dann meist verschwommen. Er studierte viel und hatte eine Freundin irgendwo in Süddeutschland. Daher hätten wir sogar fast immer ein freies Bett gehabt. Die anderen Bewohner glaubten vermutlich, ich sei eingezogen. Manchmal setzten sie sich dazu und tranken mit. Dann fühlte ich mich auch nicht verpflichtet, etwas zu bezahlen. Ich nahm einfach an, ich sei eingeladen.

Nach einer der Kühlschrank-Leerungen wankten Sven und ich aus dem Haus heraus und ich musste gerade tierisch pissen. Sven war wie ich mittlerweile so breit, dass er sich neben mich stellte; allerdings nicht, um zu pissen, sondern um zu kotzen. Ich öffnete also meine Hose und legte los, während Sven neben mir reiherte. Ich war wohl in Gedanken oder auch einfach nur geistig abgetreten. Daher wunderte ich mich erst recht spät, dass von meinem Strahl gar nichts im Gebüsch ankam, so wie es von Rechts wegen ja hätte sein müssen. Ich sah an mir herunter und bemerkte, dass ich die ganze Zeit gegen die Innenseite meines Trenchcoats gepisst hatte. Und mittlerweile war alles durchnässt und es tropfte mir auf meinen linken Schuh, während die Kotze von Sven hochspritzte und meinen anderen Schuh traf. Lecker.

Diese Geschichte mit der WG zog sich gut zwei Jahre hin. Ich machte 1988 mein Abi und zog zu Hause aus. Als ich endlich meinen eigenen Kühlschrank hatte, gaben wir die Schlüssel wieder ab beziehungsweise schmissen sie ohne Kommentar in den Briefkasten und Sven trank von nun an einen anderen Kühlschrank leer: meinen. Die WG war ohnehin moralisch und auch ansonsten am Ende gewesen.

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