Samstag, 29. Mai 2010

Scotland - Soundtrack of my life (Teil 14)


















Hier gibt es aber heute das volle Schotten-Gedeck...
Aber kein Kilt oder Dudelsack. Bloß perfekte Popsongs!!!!

Meine schottischen All-Time Favourites:

Einige fehlen aber die wichtigsten sind dabei...
Slainte!!!

Scheiß Drauf (Teil 20)

Kapitel 27

Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich einige Male in Schottland war? Dem Land meiner All-Time-Favourites in Sachen Pop? Als da wären, der bereits erwähnte göttliche Andy Pawlak, dann Friends Again / Love & Money / Bloomsday, Outsider, The Pearlfishers, Jazzateers / Hipsway / Cowboy Mouth, Lloyd Cole, The River Detectives, Del Amitri, Danny Wilson, Texas, The Trash Can Sinatras und nicht zu vergessen Aztec Camera...
Bestimmt habe ich jetzt einige vergessen. Pech.

Auf jeden Fall war ich ganz heiß darauf, das Land dieser Helden zu besuchen, um auch etwas dieser Romantik in mir zu spüren. Bei meiner ersten Reise vor zehn Jahren musste Sven leider kurzfristig aus Geldmangel absagen. So fuhr ich alleine und wanderte mit einem Typen, den ich auf der Fähre (mal wieder diese Fähre) kennen gelernt hatte durch die Highlands. In diesem Urlaub verliebte ich mich in dieses wunderschöne Land und bei allen weiteren Fahrten überlief es mich heiß und kalt, als ich die Landstraße entlangfuhr, die sich so geschmeidig in die Highlands schlängelt.

Sven und ich holten unsere Reise einige Jahre später dann nach. Und wie so viele dieser Reisen startete alles Unglück, alle Peinlichkeit und alles Urkomische auf dieser Fähre.
Nach dem Einchecken kann man ja noch ein paar Stunden damit verbringen, beim Auslaufen zuzusehen, Hamburg schrumpfen zu sehen, Stade zu passieren - wobei das an sich schon eher langweilig war - und dann festzustellen, dass das Handynetz immer schwächer wurde.
Shit. Und jetzt? Sven und ich stromerten wie eigentlich alle Passagiere durch den Bauch des Bootes. Umsorgt von einer liebevollen Schiffscrew, die für einen Pulverkaffee nur 2,50 Mark kassierte. Und obwohl wir uns ja irgendwie auf Skan-Boden befanden, gab es hier keine auch nur entfernt dänisch, schwedisch oder deutsch sprechende Besatzungsmitglieder. Schienen mir alles Taiwan-Dänen gewesen zu sein.
Also nix wie in den Duty-Free-Shop. Geschlossen. Fuck. Kino? Geschlossen. Also noch einen Kaffee und einen Hot Dog.
Nochmal in den Duty-Free-Shop. Eben war da eine Durchsage, die zwar völlig unverständlich war aber ich meine mich an die Begriffe "inkøben" und "Shop" zu erinnern. Die englische Wiederholung gab auch nicht vielmehr her. "Shopping" und "Shop".
Und: ja, geöffnet. Also erstmal allerlei Tand gekauft, dann Whisky, Zigaretten, Wein, Bier. Und mit der Beute sind wir dann aufs Sonnendeck, um die Hülsen und den Wein mal zu testen. Nach zwei bis drei Stunden und nach dem vierten bis fünften Gang aufs Klo mussten wir unsere Voräte dann erstmal aufstocken, wenn wir abends nicht in der Bar oder Disco pleite gehen wollten.

Vorher sahen wir nochmal nach dem Kino: Jawoll: Das Fünfte Element noch vor dem eigentlichen Kinostart! Allerdings in der Originalfassung. Und das mit Wein und Bier in der Blutbahn war schon eine Herausforderung. Sven hatte irgendwo ein Mädchen kennen gelernt, mit der er seiner Lieblingsbeschäftigung nach ging: diskutieren. Ich setzte mich derweil in eine der hinteren von etwa 7 Kinoreihen, wo ich die zwei mal vier Meter große Kinoleinwand noch gerade so erkennen konnte. Eine Zeit lang hielt ich für Sven auch noch einen Platz reserviert aber als der Film schon eine viertel Stunde lief, war es mir dann doch zu blöde. Und doch kam Sven irgendwann ins Kino und musste sich in die zweite Reihe setzen. Mich hat er eh nicht mehr gesehen.

Nach dem Kino hatte auch das Schiffs-Rahmen-Programm begonnen. Eine schlechte Varieté-Show in der Bar, wo wir uns erstmal ein paar Caipis gönnten und ein noch viel, viel schlechterer DJ in der entsetzlichen Schiffsdisco.
Aber da wir ja nicht vorhatten, hier Stammgäste zu werden, konnte es uns ja egal sein und wir schauten den fünfzigjährigen Muttis mit ihren vierzehn- bis sechzehnjährigen Töchter beim Tanzen zu, was doch letztlich ziemlich lustig war.
Und irgendwie, ich weiß nicht wie es dazu kam, hatte Sven dann eines dieser Tanzkiddies aus der Disco gelotst.
Ich saß allein gelassen mit drei oder vier Lederkombi-Motorrad-Rockern in der Schiffsdisco. Abgefüllt bis zum Stehkragen. Bernd hatte mir sehr leichtsinniger-weise seine Kreditkarte dagelassen, während er mit einer grob geschätzt Sech-zehnjährigen irgendwo auf dem Schiff herum knutschte.
Und ich war selbst dafür zu breit, Bernds Unterschrift von der Kreditkarte nach-zumachen. Fälschen ist so ein böses Wort. Sonst hätte ich mir auf seine Kosten schön noch ein paar Drinks geholt. Der Geist war willig aber die Augen und der Körper waren schwach. So konnte ich nur reglos auf die Rückkehr meines Kumpels warten, um mich aus der Disco ziehen zu lassen.

Als ich dann in der Kabine ankam, stellte ich fest, dass Sven wieder verschwunden war. Morgens um etwa sechs Uhr erschien er dann auch in der Kabine und ließ sich dreckig grinsend auf die Koje fallen.
Nach dem Aufstehen sagte er mir, dass er wieder zu seiner oben erwähnten neuen Bekannten gegangen war, die einen Liegesitz hatte und er hatte sich daneben (!) auf den Boden gelegt.

Nach dem Ausschiffen in Newcastle ging es uns erwartungsgemäß riesig und wir suchten uns müde und schwer beladen einen Zugverbindung bis Edin-burgh, wo wir eine klasse B&B-Unterkunft am Rande der City fanden. Nur unweit eines richtig britischen Pubs. Mit herrlichem Lager und leckerem Whisky.

Samstag, 22. Mai 2010

Scheiß Drauf (Teil 19)

Kapitel 26

Die vergangenen Kapitel waren so vollgestopft mit Geschichten, die in mir alle miteinander verknüpft sind, dass ich im zeitlichen Kontext ein paar Schritte rückwärts werde machen müssen. Als meine Freunde allesamt auch untereinander befreundet waren, war der Kontext leicht einzuhalten. Nun gibt es aber mittlerweile mehrere Handlungsstränge und ich muss versuchen, mich einmal von der Musik und dem ganzen Drumherum zu lösen um wieder zu den angenehmen Banalitäten des alltäglichen Wahnsinns zurückzukehren. Und das bedeutet im Klartext, dass ich auch mit Sven, den ich seit geraumer Zeit in diesem Buch vernachlässigt habe, noch das eine oder andere Hühnchen zu rupfen habe. Wenn auch im positiven Sinne.

Ich hatte dereinst einen Bekannten, Freund möchte ich nicht sagen, denn eigentlich ist er mir ganz schön auf die Nerven gegangen, in Berlin. Als Anlauf- und Übernachtungsstation war er aber gut genug. Obgleich ich von ihm einmal einen Fraß vorgesetzt bekommen habe, dass ich echt nicht an mich halten konnte und mich beschwerte, obwohl es gratis war. Schwamm drüber...
Ich bin mit Sven nach Berlin gefahren. Ich weiß nicht mehr warum. Ich glaube, dass er sich für einen Job vorstellen wollte. Diesen Tag nutzten wir, um noch eine Nacht dran zu hängen, in der wir Berlin ein wenig unsicher machen wollten. Nun waren wir also zwangsweise an den Bekannten, nennen wir ihn Anton, gebunden, da er ja mehr oder weniger als einziger wusste, wie wir später wieder in unsere Unterkunft kämen. Problematisch war nur, dass wir uns ganz fest vorgenommen hatten, Anton sowas von abzufüllen, dass er ja auch garantiert am nächsten Tag verpennen würde.
Eine Sache ließen wir dabei aus den Augen... Anton trank eigentlich nicht be-sonders oft und entsprechend war er nur wenig zu begeistern für Kurze. Wir allerdings, die wir ja den festen Plan hatten, ihn zu torpedieren, waren später mindestens ebenso breit, wie Anton. Und wir kamen richtig in Feierlaune, so dass Sven nicht einmal dann mit wollte, als selbst ich die Nase voll hatte und nur noch ins Bett wollte. Die Sonne ging auf und schrie mich an. Und Sven zog weiter. Allerdings auch nur solange, bis wir gerade weit genug weg waren, dass er uns auch garantiert nicht mehr finden konnte. Da schien es ihm dann auch langweilig zu werden und er wollte ebenfalls pennen. Bloß wo...?
Ohne Ortskenntnisse wankte Sven durch Berlin und im Nachhinein muss ich neidlos gestehen, dass er dennoch und insbesondere trotz unseren massiven Spritkonsums den Weg ganz passabel fand. Er scheiterte dann aber an den letzten hundert Metern. Da er nun nicht mehr weiter wusste, rief er irgendwann bei meinen Eltern an, die zu dieser Zeit noch in Berlin lebten und uns am Vortage bein Anton abgesetzt hatten. Die konnten ihm dann auch den Weg erklären und Sven erschien dann am strahlenden Morgen vor der Haustür von Anton. Irgendwie schaffte er es auch, uns aus dem Schlaf zu klingeln und zu pöbeln, woraufhin Anton a) erschreckt feststellte, total verschlafen zu haben (es hat also geklappt...) und b) seinen Schlüssel zu Sven hinunter warf, dieser aber auf dem Dach des Eingangs legen blieb.
Das war ein Tagesbeginn so ganz nach meinem Geschmack. Wobei, wo ich das Wort Geschmack erwähne, so geil war der Geschmack in meinem Mund dann doch nicht.

Samstag, 15. Mai 2010

Shinkansen - Soundtrack of my life (Teil 13)



Shinkansen ist nicht nur ein japanischer Hochgeschwindigkeitszug, sondern auch eine englische Plattenfirma.
Immerhin hätten wir dort eine Chance gehabt.




Für euch hier die Vorzeigeband von Shinkansen:
The Field Mice mit dem Doppel-Best-Of-Album

Scheiß Drauf (Teil 18)

Kapitel 24

Auch wenn ich mich in den verschiedenen Handlungssträngen zu verzetteln scheine, muss ich doch wohl zwangsläufig mit der Story um Pat und unseren Plattendeal weiter machen.
Die ganze Northampton-Geschichte war ja zunächst nur für unser Demo-Tape, das die Plattenfirma gerne haben wollte. Ich rede immer von der Plattenfirma, als wäre das eine heilige Institution. In Wirklichkeit bin ich von der Leistung dieses Stümpers an unserer CD ziemlich angepisst. Diese Ein-Mann-Firma, die Platten ohne Gema auf den Markt wirft. Nie wieder, sage ich euch. Aber das beruht definitiv auf Gegenseitigkeit, wie die folgenden Kapitel beweisen werden.

Aber im Vorfeld war die Aufregung natürlich im positiven Sinne grandios. Hier und da gab es noch Änderungswünsche, wurden Songs über Bord geworfen, Texte jugendfrei gemacht und so weiter. Manchmal hab ich echt gedacht, der Typ ist dermaßen verklemmt. Aber vielleicht hatte auch seine Gattin als der do-minante Part in der Beziehung das letzte Wort. Wer weiß.
Die Suche nach einem geeigneten Studio war nochmal ganz interessant, da wir einfach kein passendes fanden. Also wurde flugs im Keller des Hauses ein Studio eingerichtet. Pat kam mit unserer Lieblingsfähre von Harwich und übernachtete für die Woche der Aufnahmen bei Lili und mir. Und mal abgesehen von der Tatsache, dass wir nun unsere erste CD aufnehmen wür-den, war alles andere ziemlich unspektakulär. Jeder hatte seine Zeit, um die entsprechenden Spuren zu singen oder spielen. Die anderen waren dann meist in einer Kneipe um die Ecke und abends schon so voll, dass wir die Aufnahmen gar nicht mehr hätten fortsetzen können. Pat kam eines Abends, so ziemlich zum Schluss der Aufnahmen völlig breit in den Keller geeiert. Uns fehlte aber noch ein einziges Wort, das unbedingt von einer anderen Stimme gesungen werden sollte. Und so sang Pat gewissermaßen en passant seinen Teil. Und er wusste es später nicht mal mehr. Aber es klang super.

Mit dem Mix hatte zeitlichen Gründen nichts mehr zu tun und Jo hatte wohl seine liebe Mühe, von unserem potentiell doch ziemlich ruppigen New Order-Sound zumindest noch den Hauch von Gitarrenpop zu retten. Denn dieser Stümper von Geldgeber war wohl heiß darauf, aus uns so eine Art Field Mice zu machen. Aber das waren wir einfach nicht. Wir wollten ein bisschen scheiße sein. Ein bisschen rauh und ruppig. So wie wir auch privat waren. Und so wie ich mich auch auf der Bühne aufführte.
War wohl nix. Auf jeden Fall ist die CD schal und fade geworden. Ohne Bässe, fast keine Gitarren, ein bisschen klingeling im Hintergrund. Und dafür ist Pat aus Northampton zu uns gekommen. Mir war es ehrlich gesagt ihm gegenüber ein bisschen peinlich. Aber ich will nicht zu ungerecht sein. Immerhin war da jemand, der es mit uns versucht hat.
Später hatten wir noch eine inoffizielle zweite CD erstellt, die mit neuen Songs gespickt war und fast veröffentlicht wurde. Ich dachte mir, wenn wir schon wie die Field Mice klingen, warum sollte die Plattenfirma Shinkansen - Nachfolger von Sarah Records, die diese Gruppe herausgebracht hat, nicht auch unsere CD mögen. Beim ersten Versuch schickte ich unsere reguläre CD. Die fand dort aber nur wenig Anklang. Wörtlich hieß es: "There's something missing". Genau. Der Pfiff, die Power, die Gitarren.
Aber wir hatten ja unsere Roh-Diamanten. Unsere zweite Scheibe. Unveröffent-licht, ungebrochen. Die Bullet-CD. Als ich diese CD an die Shinkansens schick-te, kam prompt per eMail eine Antwort. "I'm sure you want to know which song I like most. I'm sorry, but I really can't tell you. I like them all. And all equally!"
Hey, das war doch mal eine Antwort. Ein britisches Label, das eine deutsche Popband mag. Wow! Und sie waren bereit, sich uns live anzusehen. Dafür mussten wir allerdings in London spielen. So der Deal. Und hier ist diese Geschichte, die so voller Hoffnung begann, zu Ende. Es gab keine beschissene Location, die einer unbekannten Kraut-Band auch nur die leiseste Chance für einen Auftritt gegeben hätte. Meine Massen an eMails wurden nie, nie, nie beantwortet. Und das, obwohl Pat sich persönlich nochmal kümmerte. Keine Chance. Keine Krauts. Fucking Brits!

Kapitel 25

Ein letztes Mal.
Noch ein einziges Kapitel, um den Kreis mit der CD und den anschließenden Konzerten zu schließen. Danach werde ich euch wieder in andere Bereiche meines Lebens entlassen.

Bei allen Problemen, die ich mit der Plattenfirma hatte - ich möchte hier nicht im Namen von Jo sprechen, da lag es vielleicht etwas weniger bloß - fanden wir doch tolle Unterstützung bei den anschließenden Konzerten.
Wir spielten in der Prinzenbar in Hamburg, dann in Halle in irgendeinem Schuppen direkt an der Saale und in Berlin. Wie der Laden dort hieß, weiß ich auch nicht mehr. Das nennt man Verdrängung, sagt Lili. Die ist Diplom-Psychologin und muss es ja wohl wissen. Ich nenne es Schwerpunkte setzen.
Das Prinzenbar-Konzert war so la-la. Ganz nett. Pat war unsere One-Man-Vorgruppe und wir spielten unser Set herunter. Viel zu aufgeregt, um gut zu sein. Aber es war illustres Publikum dort. Doch wirklich. Andere Hamburger Bands, Presse, andere Plattenfirmen... Cool.
Richtig geil wurde es in Halle. Ich bin den Bus gefahren, die Sonne knallte, wir hörten Portishead, Jam, Garbage. Als wir ankamen, gab es Schnittchen und Pils. Alles gratis! Dazu pralle Sonne, tuschelnde Ossi-Mädels, die auch noch so aussahen, und aberwitzig gut gelaunte Bandmitglieder. Ach ja, Pats Freundin Kathie war als Sängerin auch mit dabei. Dazu noch Nikki, unser zweiter Gitarrist.
Das Konzert war klasse. Vorgruppe, johlendes Publikum, geilstes Wetter und Jägermeister für eine Mark. Locker dreifache Jägermeister! Dies führte mal wie-der dazu, dass Jo und ich nicht gehen wollten, als der Rest der Baggage ins Bettchen bei Freunden wollte. Es kam zu einer handfesten Zankerei mit dem Weichei von der Plattenfirma, einem Vertreter der alkoholfreien Band. Er warf uns vor, asozial zu sein. Woraufhin ich ihm die Phrase "antisocial's what we are from triple Jägis at the bar" widmete. Pat war bei seinem 25-Jahre-Jubiläumskonzert so frei, diese Phrase in eines seiner Lieder einzubauen. Danke dafür.
Alles endete damit, dass Jo und ich weiter feierten und dann im Tourbus über-nachteten. Für mich kein Thema. Schließlich mussten ja alle wieder zu uns kommen, wenn sie aus Halle weg wollten, oder? Eben! So gingen Jo und ich am nächsten Morgen noch schön durch Halle und tranken unseren Nachdurst weg. Für Jo eigentlich scheiße, weil er heute mit dem Fahren dran war.
Entsprechend genervt war er, als wir in Berlin ankamen. Der Tag fing scheiße an, vielleicht wird er ja noch besser. Arschlecken! Wir waren als Haupt-Act avisiert und sollten um zweiundzwanzig Uhr spielen. Aber alles verzögerte sich bis - glaubt es oder nicht - zwei Uhr morgens. Toll. Und unser Sound war so beschissen, dass ich mir den Techniker während des laufenden Konzerts fast gegriffen und vermöbelt hätte. Pats Gitarre schrie mir ins Ohr, Nikki hatte seine Gitarre ausgestellt, weil er sich eh nicht hören konnte. Ich konnte Jos Synthie nicht hören und verpasste meine Einsätze, Kathie sang wie es ihr gefiel, weil sie sich auch nicht hörte. In diesem Moment schmiss ich meinen Mikro-Ständer ins Publikum uns stellte mich vor die Monitor-Boxen. Und das kann nur nach hinten los gehen! Jo und ich waren uns im nachhinein einig, dass wir besser von der Bühne hätten gehen sollen. Naja, das gehört wohl auch mal dazu. Seitdem haben wir noch eine Scharte in Berlin.

Donnerstag, 13. Mai 2010

NATIONALGALERIE 1992



...aus aktuellem Anlass und weil ich finde, dass ich die Band um Niels Frevert völlig zu unrecht in meiner Geschichte gar nicht erwähnt habe...


Meine Lieblingssongs von

NATIONALGALERIE:
ROT
LEICHT ENTFLAMMBAR

Lyrics "Rot":
Ich weiß nicht, was ich tun soll
Alles mögliche versucht, so kommt es mir vor
Darum schreibe ich Dir diesen Brief
Mit einem Vierfarbstift

Grün für die Hoffnung
Dass Hoffen sich lohnt
Schwarz für den Ernst
Der Situation
Blau für die Treue
Ich wünsche mir so sehr
Alles wäre rot verfärbt

Freunde sagen: "Das geht vorbei"
Die Leute reden manchmal dummes Zeug
Ich höre nicht hin, ich tu' nur so
Was mir wirklich fehlt, bist Du

Sag mir, was ist passiert
Ich kriege wackelige Knie
Fange zu zittern an
Wenn ich vor Dir stehe

Gelb für das U-Boot
In dem Du lebst
Grau für den Wal
Der das U-Boot liebt
Weiß für die Unschuld
Ich wünsche mir so sehr
Alles wäre rot verfärbt

Samstag, 8. Mai 2010

Hello Spacemen 3 - Soundtrack of my life (Teil 12)



Das Racehorse in Northampton.

"An Alien Place...!"


The Racehorse Inn‎
15 Abington Square, Northampton NN1 4AE, United Kingdom
01604 631 997‎



Spacemen 3 - Feel So Good
The Jazz Butcher - Partytime (live)

Scheiß Drauf (Teil 17)

Kapitel 22

Jo und ich hatten uns 1988 kennengelernt und seitdem dauerhaft gemeinsam Musik gemacht. Wir waren seit jeher die einzigen festen Bestandteile unserer Band und brauchten wir mal einen Gitarristen, so konnten wir auf zahlreiche Musiker in unserem privaten Umfeld zurück greifen. Dies erlaubte es uns auch, ziemlich diktatorisch bei der Songauswahl vorzugehen. Zeitlebens krankte aber auch genau daran die Band. Denn jeder Gitarrist musste wieder neu eingespielt werden.
Diese Songauswahl beschränkte sich natürlich, wie es bei wohl jeder Band ist, am Anfang auf das Covern von Lieblingssongs. Wir waren relativ schnell recht geübt darin, Songs der britischen Band The Jazz Butcher nachzuspielen. Eigentlich war The Jazz Butcher nur eine Person: Pat Fish. Auch er arbeitete mit wechselnden Bandbesetzungen zusammen, nachdem er sich zeitweilig von seinem langjährigen Weggefährten Max Eider getrennt hatte und eigene Pfade beschritt.

Wir hatten irgendwann eine nette kleine Sammlung an Coverversionen unserer Jazz Butcher-Favoriten und dachten, es sei jetzt langsam mal an der Zeit, diese auch jemanden zukommen zu lassen, der etwas damit anfangen könnte: Pat Fish himself.
Als Pat irgendwann in Hamburg - war es in der Markthalle? - spielte, überreichten wir ihm ganz aufgeregt ein Tape mit seinen Songs, neu interpretiert durch eine Synthie-Pop-Band. Musikalisch waren wir sicherlich nicht ganz seine Sache aber da wir ziemlich penetrant weiter seine Songs coverten und er zu jedem Konzert ein neues Tape bekam, waren wir schon bald fester Bestandteil seiner Hamburg-Besuche. Unsere Interpretationen boten ihm zumindest eine neue Sicht auf seine Werke und er sagte uns einmal, dass er durch unsere Musik die Scheu vor Synthies in seinen Songs abgebaut habe. Mittlerweile spielt er in verschiedenen Projekten fleißig mit den Möglichkeiten der Keksdosen herum.
Nebenbei entwickelte sich eine nette Freundschaft zu Pat und wir zogen des Öfteren an den Tagen vor oder nach Konzerten noch durch Hamburgs Kneipen.

Jo und ich waren derweil in unserer fleißigsten Phase. Ich lernte, wie man Texte für Songs schreibt. Zu Beginn hat man doch einige Scheu und hält sein Gekritzel für banal, aufgesetzt und affektiert. Wenn man sich allerdings mal anhört oder durchliest, was so manche Songschreiber für einen Blödsinn verzapfen, nur weil es auf Englisch ist und sich eh niemand damit auseinander setzt, da könnte ich für den einen oder anderen Text den Pulitzerpreis bekommen. Meine besten Texte waren immer die, die innerhalb von zehn Minuten fertig waren. Die richtige Stimmung, der richtige Einstieg, das passende Versmaß, vielleicht der eine oder andere Reim, eine ordentliche Portion Sarkasmus und Wortspiele, die niemand versteht und die genügend Raum für völlig abstruse Textinterpretationen ließen. Morgens um vier Uhr aufwachen mit einer Idee, hinsetzen, aufschreiben, weiterschlafen. Perfekt!
Wir traten zu dieser Zeit auch einige Male auf Festivals auf, wie zum Beispiel der Nacht der Clubs, und bekamen so langsam ein Gefühl für das, was die Leute live hören wollen. Leider packte mich auch so manches Mal das Bedürfnis, genau dies dem Publikum vorenthalten zu wollen. Ich entschuldige mich hiermit bei allen ehemals zahlenden Gästen für flegelhaftes Verhalten auf der Bühne oder bewerfen des Publikums mit dem Mikro-Ständer. Bei Jo und unseren diversen Gitarristen entschuldige ich mich übrigens auch!

Nun waren wir auf der Bühne nicht immer einfach aber trotzdem wurden wir in Szenezeitschriften bisweilen als Geheimtipp bei der Nacht der Clubs gehandelt. Das war schon ein schöner Artikel über uns.
Und es kam, wie wir es erhofft hatten: wir trafen ungefähr 1994 - mehr oder weniger durch Zufall - jemanden von einer Plattenfirma und erzählten ihm, dass wir Musik machen. Er hatte noch nichts von uns gehört uns wollte gern ein Demo-Tape haben. Und da kam uns mal wieder Pat in den Sinn.
Pat hatte uns angeboten, dass er als Gitarrist zur Verfügung stünde, wenn es um einen Plattenvertrag geht. Und jetzt ging es um einen! Ich telefonierte mit ihm und er hatte tatsächlich die Zeit und Lust, uns ein paar schöne Gitarrenspuren auf unser Demo-Tape zu spielen. Also bin ich - da Jo gerade keine Zeit hatte - notgedrungen alleine nach Northampton gefahren, um dort eine Woche bei Pat zu wohnen.


Kapitel 23

Damals fuhr die England-Fähre noch von Hamburg aus und ich buchte mir ein Ticket nach Harwich, von dort in den Zug nach London und dann weiter nach Northampton. Hierbei durfte ich feststellen, dass die Preise fürs Bahnfahren in Großbritannien noch frecher sind, als hier in Deutschland. Allerdings sind die Züge dafür auch zuverlässig...
In Northampton holte Pat mich vom Bahnhof ab und wir nahmen uns ein Taxi in die Shakespeare Road. Ich war von der Reise noch ziemlich groggy, so dass der Tag an mir vorbei flog. Es fing damit an, dass ich ja nun niemanden mehr hatte, mit dem ich mich in meiner Muttersprache unterhalten konnte und für eine Woche nur noch Englisch angesagt war. Ich spreche nun einigermaßen passabel Englisch aber die ganzen Umstände und das Tagesprogramm zeigten mir doch meine Grenzen auf.
Als wir angekommen waren, gab es natürlich erstmal einen Begrüßungsdrink und Pat baute sich und Kathie eine funny cigarette, wie er es nannte. Und plötzlich war das ganze Haus voller Menschen. Ich dachte zuerst, das sei halt anlässlich des Wochenendes - oder zur Ankunft des Aliens - eine kleine Feier aber ich musste bald feststellen, dass Pats und Kathies Leben nur aus Wochenenden mit Aliens bestand.
Der Tagesablauf bei Familie Fish verlief in etwa so:
Vierzehn Uhr: aufstehen, Zigarette. Fünfzehn Uhr: ein Sandwich, Zigarette zum Kaffee (den ich mitgebracht hatte). Sechzehn Uhr: es klopft an der Tür und die ersten Tagesgäste treffen ein, um einen kleinen Drink zu sich zu nehmen. Und schon war man mitten drin. Da zu der Zeit die Pubs alle schon so früh schlossen, ging der Abend eben schon am Nachmittag los. Der Morgen fiel aus und wurde nur kurz mit einem Aufsteh-Kaffee angedeutet.
Gegessen wurde eigentlich fast nie. Ich glaube, gekocht wurde in der Woche nur ein einziges Mal. Zum Ende der Woche hatte ich die beiden dann zum Essen eigeladen. Indisch in das Shamrat. in Anbetracht der Tatsache, dass wir uns in Großbritannien befanden und die Landes- und auch Amtssprache dort üblicherweise Englisch ist, hat es mich ernsthaft überrascht, dass ein Restaurant mit dem Namen Shamrat überhaupt existierte und nicht ständig vom Gesundheitsamt überprüft wurde, falls es sowas auf der Insel gibt.. Für alle, die den Witz nicht verstehen, sei folgendes angemerkt: Sham heißt soviel wie fake oder falsch, naja, und was rat heißt, das brauche ich wohl nicht näher zu erläutern. Der Laden nannte sich also tatsächlich Falsche Ratte. Und das bei einem Inder. Ganz schön mutig - oder ehrlich, wie man es nimmt. Das Essen war aber großartig und nicht ganz billig, aber dafür wohnte ich eine Woche umsonst bei Pat Fish.
Aber zurück: Wenn also die Pubs geschlossen hatten, verlagerte sich die ganze Gesellschaft wieder zu Pat und dort ging es bis etwa vier Uhr morgens weiter. Jeder hatte irgedwelchen Spirituosen mit dabei und es war wirklich bizarr.

Da ich meist schon um etwa zehn Uhr wach war, gönnte ich mir in den vier Stunden bis zu Pats Erwachen ein paar Spaziergänge durch Northampton. Eigentlich eine ganz normale Kleinstadt aber doch völig anders als hier. Ich ging shoppen und essen. Und genoss die Ruhe in der Stadt, da fast alle Menschen anscheinend einen ähnlichen Tagesablauf wie Pat hatten. Das lag aber sicherlich auch daran, dass wohl halb Northampton in irgendeiner Form in der Musikbranche tätig war. Und da ging es halt etwas entspannter zu.
Pat nahm mich einige Abende in seine Stammkneipe, das Racehorse. Hier stellte er mich Leuten vor, die ich normalerweise eher als Poster in meinem Zimmer hängen hätte, wen ich denn noch Poster aufhängen würde. Ich lernte die Spacemen Three und Spiritualized kennen. Unglaublich. Und noch diverse andere Musiker, die ich aber vorher nicht kannte und deren Namen ich leider auch schon wieder vergessen habe. Dann noch ein paar einheimische DJs, Plattenbosse und und und. Und das Tolle daran war, das ich der Außerirdische war und sich alle um mich scherten, um mehr über Jos und meine Band zu erfahren.
Aber was für mich als Jazz Butcher Fan wohl mit das Größte war: Pat saß eines Morgens (er war vor mir aufgestanden) in seinem Wohnzimmer, während ich im ersten Stock in meinem Bett lag. Ich hörte, wie er die Gitarre stimmte und dann fing er an, seine Songs vor sich hin zu spielen. Ein Konzert nur für mich allein. Partytime live im Haus von Pat Fish. Ich weiß, dass viele Leser dieses Gefühl nicht nachvollziehen können, aber ich kenne ein paar Leute, die für diesen Moment töten würden und an dieser Stelle die eine oder andere Träne heraus drücken werden. Und nachdem er ein paar Songs gespielt hat, nahm er sich unser Demo vor und hatte eigentlich in kürzester Zeit drei Gitarrenspuren darüber gelegt. Das machte er kurz am Vormittag zwischen Zigarette und Duschen an einem Tag und ich drängte mich ihm eine Woche auf. Ich war beschämt.
Mittlerweile war mein Englisch auch schon so gefestigt, dass ich anfing, Englisch zu denken und zu träumen. Und als ich später wieder in Hamburg war und mit ein paar Freunden bei einem Inder essen ging, bestellte ich es doch tatsächlich auf Englisch und merkte es nicht mal. Die anderen sahen mich nur fragend an und ich konnte es fast selbst nicht glauben.

Montag, 3. Mai 2010

Andy Pawlak - Low Beat Folk (2003)

ANDY PAWLAK hatte nach seinem fantastischen Debutalbum ein weiteres Album eingespielt, welches unter dem Bandnamen "MONKEY" und dem Albumtitel "LOW BEAT FOLK" leider unveröffentlich blieb.
Nun sind die Songs auf seiner Website mit dem Bandnamen "SUBDELUXE" als "TALES FROM THE RIVERSHED" zu erwerben.

Das Originalcover ist nicht so gut gelungen wie das neue Cover, finde ich. Daher habe ich hier das neue Cover eingefügt.

Hier nun der Download als
Monkey - Low Beat Folk
01 Caving In
02 Hole
03 I Will
04 Slow Dance
05 Hurt
06 You Got Me
07 Seven Days
08 The Act
09 Everything Mends
10 Bullshit & Dreams
11 Subside

Samstag, 1. Mai 2010

Govi - Soundtrack of my life (Teil 11)


Jaja, der nette Laden "Govi".
Sehr schade drum!!! So viele schöne Momente.

U.a. einen Bernd Begemann Live Auftritt...

Andy Pawlak hatte ich bereits gepostet. Für genau diesen Moment habe ich mir das Album "Shoebox Full Of Secrets" von 1989 aufbewahrt...
dazu:

Paul Quinn & The Independent Group - Will I Ever Be Inside of You
Gene - Save Me, I'm Yours
The Ocean Blue - Drifting, Falling

Scheiß Drauf (Teil 16)

Kapitel 21

Vorhin hatte ich von einem kleinen Plattenladen, Govi im Heußweg, erzählt, der leider der Expansion der dortigen Haspa-Filiale zum Opfer gefallen ist. In diesem wunderbaren Laden arbeitete damals Philipp, der sich mittlerweile wie auch Michel mit einer eigenen Plattenfirma selbständig gemacht hat.
Jo wohnte damals auch im Heußweg und wir schauten in aller Regelmäßigkeit bei Govi vorbei, um uns nach neuen Platten oder CDs zu erkundigen. Philipp hielt uns damals für ein Brüdergespann und das schöne war, dass er einen sehr ähnlichen Musikgeschmack wie Jo und ich hatte. Daher konnte er uns auch immer auf die geilsten und geheimsten Neuerscheinungen hinweisen. Dies brachte uns dermaßen viele schöne CDs ein, dass ich einfach nicht fassen kann, dass ein Großteil davon die Charts niemals sah. Ich denke da nur an Andy Pawlak mit seiner CD A Shoebox Full Of Secrets. Umwerfend und mit Abstand das schönste Pop-Album, das ich jemals gehört habe. Wem immer ich es vorspielte, alle waren begeistert. Fangt jetzt nicht an, zu suchen. Das Album gibt es nicht mehr. Kürzlich stellte ich aber fest, dass Andy Pawlak eine zweite CD als mp3-Datei im Internet stehen hat. Die Songs von Shoebox sowie B-Seiten gibt es dort auch. Oder auch Paul Quinn And The Independent Group. Ebenfalls ein klasse Sänger mit toller Musik. Erinnert von der Stimmung ein bisschen an die Tindersticks, finde ich. Um nicht zu viele Bands zu nennen nur noch diese beiden: The Ocean Blue - man mag es kaum glauben, auch Amis können Musik machen - und Gene.

Zu Gene gibt es noch eine nette Anekdote, die euch auch hilfreich sein kann, wenn ihr überlegt, wie ich wohl aussehen mag. Helfen kann es aber natürlich nur denjenigen, die Gene kennen.
Gene spielten vor einigen Jahren mal im Mojo-Club (den gibt es nicht mehr...). Ein furchtbar grauer und verregneter Novembertag. Ich trug eine Caban-Jacke und hatte den Kragen hoch geschlagen. Vor dem Club standen circa hundert Leute, die sich dort noch die Zeit vertrieben. Ich hatte mich im Mojo verabredet und hatte auch kein Interesse, draußen in der feuchten Luft zu stehen. Also bin ich in Richtung Kasse gegangen, als sich plötzlich wie bei Moses und dem Toten oder Roten Meer, die Menge teilte und mich ehrfürchtig ansah. Ich schritt hindurch und fragte mich, woher wohl diese Aufmerksamkeit komme. Hatte ich etwas an mir kleben? War mein Hosenstall offen? Roch ich irgendwie etwas streng?
Die Lösung stand wenig später auf der Bühne des Mojo-Clubs. Das war ja ich! Der Sänger von Gene war mir wie aus dem Gesicht geschnitten. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Kein Wunder also, dass alle mich ansahen. Wenn mir der Sänger alleine auf offener Straße entgegen gekommen wäre, ich glaube, wir hätten uns beide gegenseitig ungläubig angestarrt.
Und wer Gene nicht kennt, der möge sich für die Bilder Olympian kaufen. Und für die Songs Libertine.