Samstag, 6. Februar 2010

Scheiß Drauf (Teil 2)

Kapitel 5



Nun hat ja jede Schulzeit ihre Schattenseiten. Und das sind eben meist die Lehrer. In meinem Fall litt ich leider aber auch unter wirklich extremen Nervensägen und Gutmenschen unter den Mitschülern.


Das Schöne ist, dass man sich in den Pausen derart gruppieren kann, dass diese angenehm verlaufen. Und selbst auf diesem Gymnasium gab es Jungs, zu denen ein lockeres Verhältnis möglich war.


Ich betone hier, dass ich bewusst die Erwähnung von Mädchen umgangen habe, weil diese in unserer Stufe damals fast ausnahmslos zur Öko-Fraktion gehörten. Auch heute, mit dem nötigen Abstand, kann ich guten Gewissens sagen: Ich würde sie immer noch nicht mögen! Ich meine, es gab hübsche Mädchen in der Klasse meiner Schwester. Aber die war drei Stufen über mir und dieser Altersunterschied ist in diesem Lebensabschnitt geradezu irrwitzig. Aber es gab dort - nicht in meiner Liga - echte Hingucker.


Die Jungs, die ich neben Kai zu meinen Freunden auserkoren hatte, waren wohl die coolsten auf der Schule und auch unsere Clique hatte, wie die Mädchen in der Stufe meiner Schwester, wiederum eine Fangemeinde unter den noch jüngeren Mädchen (die uns zwar völlig abgingen aber immerhin...). Und so, wie wir über dunkle Kanäle die Namen der älteren Mädchen herausgefunden hatten (denen wir natürlich völlig abgingen...), kannten diese Küken unsere Namen und wir wunderten uns über unseren Bekanntheitsgrad. Mann, waren wir cool.


Ich habe vor gar nicht all zu langer Zeit ein altes Bild aus diesen Tagen gefunden. Etwas mitgenommen aber deutlich genug: Marko, Sebastian und ich im Hochsommer auf dem Schulgelände. Wir alle drei mit lächerlichen Sonnenbrillen sowie die beiden in Karottenhosen und Polohemden. Ich hatte eine Anzughose und Polohemd an und dazu noch einen Binder um. Peinlich aber anscheinend cool genug damals. Leider weiß ich nicht, wer dieses Bild gemacht hat, aber es könnte ein sozial engagiertes Mädchen aus unserer Stufe gewesen sein, zu denen Marko leider eine gewisse Affinität entwickelt hatte.



In Anbetracht der Tatsache, dass auf meinem Gymnasium ansonsten nur Hackfressen herumliefen, war es klar, dass mein eigener Kontakt zum weiblichen Geschlecht eher mager ausfallen musste. Ich hatte denen einfach nichts zu sagen, sie hatten mir nichts zu bieten, was mich interessiert hätte. Und sie hörten keine Musik. "Ach, ich höre alles. Weißt du.“ - Danke, setzen, sechs.



Mit Sebastian und Marko habe ich meine ersten alkoholbedingten Rauschzustände erfahren. Sebastian hatte in seinem elterlichen Heim ein ganzes Stockwerk für sich. Damals fand ich das echt unglaublich cool. Ich meine, wenn ich angetrunken nach Hause kam, dann musste ich schon höllisch aufpassen, um meine Eltern nicht zu wecken. Sebastian ging einfach den Nebeneingang rein und kotzte in sein eigenes Bad. Hut Ab! Und der Gipfel: die Putze hat alles wieder sauber gemacht. Die Putze!


Dazu kam, dass Sebastian zwar keine besonders große, dafür aber sehr erlesene Plattensammlung hatte. Und bei Sebastian lernte ich auch, dass man sowohl ein Popper als auch ein Punk sein kann. Optisch muss man sich zwar entscheiden - ich entschied mich dann für Popper, weil ich ansonsten zu Hause echt Ärger bekommen hätte - aber musikalisch gereichte mir die Freundschaft mit Sebastian zu einer geradezu bewusstseinserweiternden Wirkung in Sachen meines zukünftigen musikalischen Spektrums.


Manche werden bei der Aufzählung meiner musikalischen Einflüsse und Favourites sagen, ich könne mich nicht entscheiden und das passe alles gar nicht zusammen. Aber das lasst mal schön meine Sorge sein. Ich kann und will und lasse mich bis heute nicht festlegen, ob ich nun die richtige Kombination der verschiedenen Bands höre oder nicht.


Meiner Meinung nach vertragen sich die Dead Kennedys sehr gut mit Heaven 17 und Oasis. (Irgendwann musste diese Band ja hier auftauchen, wir haben es hinter uns.)


Die Sache mit dem Mono-Mod konnte ich ja auch nicht ewig aufrecht erhalten. Es war auf Dauer allein zu langweilig und es gab einfach zu vieles zu entdecken.



Weswegen ich Sebastian und Marko aus den Augen verlor hat eigentlich zwei Gründe. Zunächst war das mein Schulwechsel in der zwölften Klasse und des Weiteren hatte ich mit Sebastian das Problem, dass er sich sowas von cool fand, weil er ja seine eigene Behausung hatte, und der Sack hatte außerdem Sex! Ständig! Und ständig andere Mädchen! Ich hätte ihm den Hals umdrehen können!


Zu meiner tiefen Zufriedenheit sah ich ihn vor ungefähr zehn Jahren mal. Da war er nur noch ein dicker Mann, der sich richtig cool fand. Hau rein, Keule... Alles war wieder wunderbar!


Ich glaube, Marko und Sebastian haben wohl noch gelegentlich Kontakt aber es ist für mich auch nicht mehr interessant. Wir hatten unsere Zeit und trennten uns. Ich versuchte vor ungefähr fünf bis sechs Jahren einmal, mit Marko Kontakt aufzunehmen aber ich stellte fest, dass die damalige Trennung richtig war und blieb auch einer Party fern, zu der Marko mich eingeladen hatte.



Kai verlor ich irgendwann einfach aus den Augen. Ich traf ihn mal zufällig in der Stadt und er wohnte damals in Berlin. That’s it. Danke für die Musik. Oder mit ABBA: Thank you for the music!

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