Mittwoch, 10. Februar 2010

Scheiß Drauf (Teil 3)

Kapitel 6

Wir befinden uns im Jahre 1985. Ich bin siebzehn Jahre alt und meine Freundschaft mit Kai, Sebastian und Marko steht noch in voller Blüte. Genau wie mein Gesicht - immer noch.
Es ist Sommer und die Ferien stehen unmittelbar bevor. Und vor eurem geistigen Auge erscheint euch die heilige Jungfrau Nick. Noch weiß Nick nicht, dass dies seine letzten Sommerferien sein sollten, die er als Jungfrau erlebt und eigentlich findet er, dass es verdammt noch mal auch höchste Zeit ist, den Mädels zu zeigen, wo der Hammer hängt!
Mal ganz abgesehen davon, dass ich noch in diesem verfickten Jahr achtzehn werden will. Und wie bitte schön soll ich irgend jemandem erklären, dass ich zwar wählen darf, aber die Missionarsstellung für ein Kloster auf einer schottischen Insel halte und nicht mal den Unterschied zwischen Doggy-Style und Doggy-Bag kenne.
Meine Hormone stehen auf Sturm und ich weiß es noch nicht mal. Junge, Junge!

Ich fuhr in diesem Jahr nach Griechenland. Ich hatte mich mit zwei Klassenkameraden dazu verabredet, mit dem CVJM nach Korfu zu fahren. Die beiden Trottel - ich erinnere mich gerade daran, dass einer der Trottel Marko war und dies war der Grund unserer Trennung - suchten sich dann doch noch schnell ein anderes Ziel aus. Ich hatte nur leider schon gebucht und deren Geschichte echt für einen Scherz gehalten.
Dann fahre ich halt allein, ihr Fucker. Ohne die hatte ich garantiert mehr Spaß als mit denen.
Die Vorbereitung zu dieser Fahrt beginnt wie so vieles in meinem Leben mit einer unglaublichen Peinlichkeit meinerseits. Ich kann nur den Kopf schütteln und hoffen, ich möge der einzige sein, der sich daran erinnert.

Ich war dreimal in meinem Leben im Posemuckel. Hier ging ich hin, weil auch minderjährige Jugendliche dort bis Mitternacht rein durften. Ich sah ein Mädchen, das sich allem Anschein nach ziemlich für mich interessierte. Sie sah auch nicht gerade schlecht aus und war, wie sich herausstellte, ein Jahr älter als ich, was mit siebzehn so ungefähr einem Ritterschlag gleichkam.
Zum Balzverhalten weiß ich nichts mehr, auch nicht, wer denn nun wen ansprach. Aber irgendwann unterhielten wir uns. Und die obligatorische Frage nach ihrem Musikgeschmack beantwortete sie brilliant mit The Specials, The Cure, The Smiths. Peng! Treffer! Mitten ins Schwarze! Biff Bang Pow!
Lange schwarze Haare in schwarzen Klamotten, kurzem Rock, DocMartens-Stiefeln... Das war ungefähr so, als würde ein Führerschein-Neuling noch vor der Fahrprüfung einen ungedrosselten Aston Martin geschenkt bekommen.
Standardprogramm: Telefonnummer, Name: Michaela
Und obwohl alles so beängstigend vielversprechend begann, verpisste ich mich noch während eines Besuchs bei ihr, denn sie wollte mir sogleich an die Wäsche. Soviel dazu, den Mädels zu zeigen, wo der Hammer hängt!
Naja, ich dachte mir, die sehe ich ja eh nie wieder. Denkste. Und jetzt schließt sich der Kreis:
Natürlich saß Michaela auf einem der Vorbereitungstreffen für die Fahrt nach Korfu mit im Raum. Und sie fand es überhaupt nicht komisch, dass ich so mir nichts dir nichts bei unserem Date die Kurve gekratzt hatte. Und ich hatte natürlich auch nicht den Hauch einer Ausrede parat. Wie groß war denn bitte schön die Gefahr, Michaela jemals wieder über den Weg zu laufen? Und dann noch dort...?
Ja, schön peinlich. Aber sie ging allem Anschein nach fest davon aus, dass sie nur deutlich genug würde werden müssen, um mich ins Bett zu bekommen. Aber so einer war ich nicht. Ich meine, ich wäre sehr gerne so einer gewesen aber ich hatte bei solcher Anhänglichkeit einfach einen dermaßen großen Schiss, dass ich partout dabei blieb, nichts von ihr zu wollen. Und irgendwann glaubte ich es fast selbst.
Aber bevor ich euch wirklichen Grund gebe, euch über meine Blödheit totzulachen, muss ich kurz das Thema wechseln, damit ich später die Möglichkeit habe, mich ansatzweise zu rechtfertigen.

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