Freitag, 19. Februar 2010

Scheiß Drauf (Teil 4)

Kapitel 7

Es sah also so aus, als hätte Michaela es vorerst akzeptiert, dass sie die Finger von mir lassen soll. Die Hinfahrt über Italien, dann mit der Fähre nach Griechenland, alles verlief sehr witzig und schon kurz hinter Hamburg war ich nicht mehr allein. Es gab echt klasse Mitfahrer und der Typ, mit dem ich das Appartement auf Korfu teilen sollte, war Opfer eines ähnlich heimtückischen Verhaltens seiner Freunde daheim geworden. Ein netter und ruhiger Kerl. Wir verstanden uns gut und jeder zog sein Ding durch.
Gleich in der Nähe der vom CVJM gemieteten Appartements befand sich auch die Taverne, wo es Frühstück, Mittag und Abendessen gab. Nachts war dort immer Programm mit griechischen Tänzen und billigem Ouzo. Ansonsten hieß es bloß: am Strand liegen, Musik hören - zu der Zeit war ich ganz heiß auf Heaven 17 und hatte klasse Mixe von Come live with me und Sunset now - und sich den nächsten Blödsinn ausdenken. Wie zum Beispiel sowas wie mit den Schlafmatratzen nachts ins Wasser zu gehen, um auszuprobieren, ob sie schwimmen. Oder sich aus der unverschlossenen Bar noch das eine oder andere Fass Bier zu gönnen.
Und während wir gewissermaßen im Dauerrausch der Jugend, der Sonne und dem Alkohol fröhnten, schien da ein weiteres Mädchen zu sein, das ein Auge auf mich geworfen hatte. Vielleicht war ich auch bloß derjenige, der das Glück hatte, sie wegen meiner nötigen V.0 als erster anzubaggern. Wie auch immer. Carmen war ebenfalls ein Jahr älter und wie sich herausstellte bereits von zu Hause ausgezogen. Ich hatte so langsam das Gefühl, dass ich hier wirklich der Spätentwickler war.
Eigentlich war unsere Liebelei mehr aus einem Zufall heraus entstanden. Wie jeden Abend, so waren wir alle auch an dem entscheidenden Abend breit und Carmen torkelte etwas, so dass ich sie in einem Anflug von Klarheit und wohl auch Freundlichkeit - einen Jungen hätte ich gnadenlos fallen lassen - auffing. Schon hing sie in meinen Armen und wir knutschten. Ich glaube, dass einige mitreisende Typen es überhaupt nicht lustig fanden, dass plötzlich so ein Kind wie ich die von allen verehrte Carmen in den Armen hielt. Sie war wirklich ziemlich gut ausgestattet und ich kann es den anderen nicht verdenken, dass sie neidisch waren.
Carmen wohnte mit zwei Freundinnen in einem Appartement und eines Nachts wollten diese beiden der Stadt Korfu einen Besuch mit dortiger Übernachtung abstatten. Das hieß für Carmen und mich: sturmfreie Bude. Oje... Ich und mein großes Maul, um es mit den Ärzten zu sagen.
Die Abreise der beiden nahte und Carmen erwartete mich bei sich. Völlig im Ungewissen, was denn auf mich zukäme, stand ich irgendwann vor ihrer Tür und sie ließ mich herein. Wer jetzt hier erwartet, dass ich von Lustschreien und dem Wunsch nach mehr berichte, dem sei gesagt, dass nichts davon zutrifft. Weder, was meine Person betrifft, noch die Carmens.
Der kurze Moment, in dem ich von Carmen mehr oder weniger dazu genötigt wurde, endlich loszulegen, war mir ihr gegenüber so peinlich, dass wir zwei nie wieder Sex hatten. Das gute ist, dass viele der geneigten Leser jetzt vermutlich sagen "Kenn ich, kenn ich nur zu gut!“ Noch bevor wir richtig angefangen hatten, war ich auch schon fertig und Carmen hatte nicht mal - nicht einmal - wenigstens kurz den Anschein gemacht, etwas zu genießen. Natürlich sagte ich ihr, dass sie die erste für mich war und sie war auch nicht nachtragend. Trotzdem war es für mich so frustrierend, dass es lange gedauert hat, bis ich wieder mit einer Frau Sex haben wollte und konnte. In der Zwischenzeit gelobte ich mir, möglichst viele Pornos zu sehen, um zumindest zu wissen, wie eine Frau denn untenrum genau aussah.
Der Tiefpunkt der verkorksten Nacht war, dass es plötzlich an der Tür klopfte und ich so wie Gott mich schuf und mit wehender Banane öffnete, um einen Eimer kalten Wassers über den Kopf zu bekommen. Zwei eifersüchtige Typen hatten uns die Nacht verderben wollen. Sie konnten ja nicht ahnen, dass sie dafür schon zu spät kamen. Sie war es schon. Trotzdem "Danke“.

Ich hatte nicht wirklich das Bedürfnis, bei Carmen zu übernachten. Zum einen, weil ich befürchten musste, dass sie noch einen Versuch unternehmen würde, sich von mir poppen zu lassen. Außerdem lag ich frierend neben ihr, weil es anscheinend nur eine beschissene Bettdecke gab in diesem noch beschisseneren Albtraum. Also verzog ich mich.
Und in meinem Appartement angekommen, mein Mitbewohner war noch weiß-Gott-wo, kloppte ich mir erst mal schön einen. Und ich war echt gut!

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