Samstag, 1. Mai 2010

Scheiß Drauf (Teil 16)

Kapitel 21

Vorhin hatte ich von einem kleinen Plattenladen, Govi im Heußweg, erzählt, der leider der Expansion der dortigen Haspa-Filiale zum Opfer gefallen ist. In diesem wunderbaren Laden arbeitete damals Philipp, der sich mittlerweile wie auch Michel mit einer eigenen Plattenfirma selbständig gemacht hat.
Jo wohnte damals auch im Heußweg und wir schauten in aller Regelmäßigkeit bei Govi vorbei, um uns nach neuen Platten oder CDs zu erkundigen. Philipp hielt uns damals für ein Brüdergespann und das schöne war, dass er einen sehr ähnlichen Musikgeschmack wie Jo und ich hatte. Daher konnte er uns auch immer auf die geilsten und geheimsten Neuerscheinungen hinweisen. Dies brachte uns dermaßen viele schöne CDs ein, dass ich einfach nicht fassen kann, dass ein Großteil davon die Charts niemals sah. Ich denke da nur an Andy Pawlak mit seiner CD A Shoebox Full Of Secrets. Umwerfend und mit Abstand das schönste Pop-Album, das ich jemals gehört habe. Wem immer ich es vorspielte, alle waren begeistert. Fangt jetzt nicht an, zu suchen. Das Album gibt es nicht mehr. Kürzlich stellte ich aber fest, dass Andy Pawlak eine zweite CD als mp3-Datei im Internet stehen hat. Die Songs von Shoebox sowie B-Seiten gibt es dort auch. Oder auch Paul Quinn And The Independent Group. Ebenfalls ein klasse Sänger mit toller Musik. Erinnert von der Stimmung ein bisschen an die Tindersticks, finde ich. Um nicht zu viele Bands zu nennen nur noch diese beiden: The Ocean Blue - man mag es kaum glauben, auch Amis können Musik machen - und Gene.

Zu Gene gibt es noch eine nette Anekdote, die euch auch hilfreich sein kann, wenn ihr überlegt, wie ich wohl aussehen mag. Helfen kann es aber natürlich nur denjenigen, die Gene kennen.
Gene spielten vor einigen Jahren mal im Mojo-Club (den gibt es nicht mehr...). Ein furchtbar grauer und verregneter Novembertag. Ich trug eine Caban-Jacke und hatte den Kragen hoch geschlagen. Vor dem Club standen circa hundert Leute, die sich dort noch die Zeit vertrieben. Ich hatte mich im Mojo verabredet und hatte auch kein Interesse, draußen in der feuchten Luft zu stehen. Also bin ich in Richtung Kasse gegangen, als sich plötzlich wie bei Moses und dem Toten oder Roten Meer, die Menge teilte und mich ehrfürchtig ansah. Ich schritt hindurch und fragte mich, woher wohl diese Aufmerksamkeit komme. Hatte ich etwas an mir kleben? War mein Hosenstall offen? Roch ich irgendwie etwas streng?
Die Lösung stand wenig später auf der Bühne des Mojo-Clubs. Das war ja ich! Der Sänger von Gene war mir wie aus dem Gesicht geschnitten. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Kein Wunder also, dass alle mich ansahen. Wenn mir der Sänger alleine auf offener Straße entgegen gekommen wäre, ich glaube, wir hätten uns beide gegenseitig ungläubig angestarrt.
Und wer Gene nicht kennt, der möge sich für die Bilder Olympian kaufen. Und für die Songs Libertine.

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